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Donald Trump versteht nur Stärke – nicht Prinzipien: Was Europa jetzt lernen muss

Donald Trump versteht nur Stärke – nicht Prinzipien: Was Europa jetzt lernen muss

Der Vorschlag meines Parteifreundes Jörg Meuthen atmet die große Idee der marktwirtschaftlichen Offenheit. Doch große Ideen brauchen ein festes Fundament – sonst werden sie zur Illusion. In einer Welt, in der Handel Macht ist, darf Europa nicht zum idealistischen Lehrbuch-Fall werden, sondern muss zum strategischen Akteur reifen.

Wirklicher Freihandel entsteht nicht durch moralische Selbstentblößung, sondern durch kluges Verhandeln, Rückgrat und den Mut, Freiheit nicht nur zu wollen – sondern auch zu schützen. Das wäre konservative Stärke.

Mut zur Freiheit – aber mit strategischer Vernunft

Sylvia Pantel
– Vorsitzende

Warum das Freihandels-Offensive gut gemeint, aber nicht gelingen wird– und was Europa jetzt wirklich tun sollte.

Der Vorschlag statt mit Zöllen auf Trumps protektionistische Maßnahmen zu antworten, solle Europa sämtliche Handelsbarrieren für US-Produkte einseitig abschaffen und der Logik der Markt wird’s schon richten, und Trump wird – aus purem Eigeninteresse – mitziehen müssen hört sich auf den ersten Blick faszinierend: mutig, liberal, prinzipientreu an. Doch bei aller Sympathie für freiheitliches Denken – ökonomisch, strategisch und politisch ist dieser Ansatz riskant und nicht wahrscheinlich.

Ein intellektuell kühner Ansatz der auf den klassischen Lehren der Volkswirtschaftslehre beruht. Zölle abzubauen, ermöglicht Spezialisierung, Produktivitätszuwächse und damit mehr Wohlstand. Und in der Tat: Freihandel ist eine der Grundsäulen einer funktionierenden Marktwirtschaft – ein Ziel, das Konservative und Libertäre gleichermaßen eint.

Doch Wirtschaft ist kein Elfenbeinturm. Aktuell ist Handel immer auch Machtpolitik. Wer einseitig Zölle abbaut, ohne dass die Gegenseite mitzieht, sendet nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch leider ein geopolitisches Signal der Schwäche. Und mit einem wie Donald Trump verhandelt man nicht aus der Defensive.

Trump denkt transaktional, nicht prinzipientreu. Einseitige Großzügigkeit interpretiert er als Einladung, noch mehr herauszuholen. Wer als erste Partei das Schwert streckt, wird keinen Friedensvertrag ernten – sondern Tributforderungen.

Ein anderer Weg: Prinzipientreue mit klarem Kalkül

Ein konservativer und strategisch Weg wäre daher: Ja zum Freihandel – aber auf Gegenseitigkeit. Die EU sollte Trumps Zollerhöhungen nicht blind erwidern, sondern mit einem dreistufigen Modell antworten:

1.Ein Verhandlungsangebot auf Basis der Reziprozität – null Zölle auf beiden Seiten, klare Spielregeln, fairer Wettbewerb.

2.Ein asymmetrisches, aber befristetes Handelsfenster – die EU kann temporär bestimmte Zölle senken, wenn die USA klare Schritte signalisieren.

3.Ein glaubhafter Sanktionsmechanismus – falls keine Bewegung von US-Seite erfolgt, werden ab Jahresende gezielte Gegenmaßnahmen ergriffen.

Flankiert wird dieser Weg durch eine diplomatische Initiative über die WTO und bilaterale Gesprächskanäle mit US-Kongress und Industrieverbänden – nicht, um Trump zu gefallen, sondern um die Bedingungen für eine rationale Debatte in den USA zu verbessern.

Warum dieser Gegenvorschlag zu überlegen ist

1. Realitätsnähe:
Trump lässt sich nicht durch gute Absichten beeindrucken. Nur klare Anreize und kalkulierbare Konsequenzen haben bei ihm Wirkung. Dieser Ansatz spricht seine Sprache – ohne seine Regeln zu übernehmen.

2. Schutz europäischer Interessen:
Der Vorschlag riskiert einseitige Marktöffnung, was empfindliche Sektoren in der EU schädigen kann. Dieses Modell bietet Schutzmechanismen und behält strategische Autonomie.

3. Glaubwürdige Prinzipientreue:
Der Gegenvorschlag ist kein Rückfall in Protektionismus, sondern ein dynamischer Weg hin zu echtem Freihandel – auf Augenhöhe. Das entspricht einem praktischen freiheitlich-konservativen Geist: Märkte ja, aber mit Augenmaß und Verantwortung.


Neueste Entwicklungen:
Trump-Zölle zeigen Wirkung – Erste Länder geben nach – 07.04.2025 10.14 Uhr

US-Präsident Donald Trump verschärft den globalen Zollkonflikt – und erste Länder zeigen Bereitschaft zu Verhandlungen. Laut Trumps Wirtschaftsberater Kevin Hassett haben sich über 50 Staaten gemeldet, um Gespräche aufzunehmen.

Trump bleibt hart, aber gesprächsbereit: Trump begründet die Zölle als „notwendige Medizin“ zur Heilung des Welthandels. Ziel sei kein Handelskrieg, sondern neue Verhandlungen zu faireren Bedingungen.

Diese Länder wollen verhandeln oder verzichten auf Gegenmaßnahmen:

  • Israel: Premier Netanjahu reist als erster Regierungschef nach Einführung der Zölle nach Washington. Gesprächsthema ist neben Nahost auch der Handel.
  • Indien: Trotz 26 % Strafzoll zeigt sich Neu-Delhi versöhnlich. Zölle auf Motorräder und Bourbon werden gesenkt, Digitalsteuer wird US-freundlicher gestaltet.
  • Vietnam: Trump lobt öffentlich, dass Vietnam seine Zölle auf Null senken wolle. Eine Delegation wird erwartet. US-Firmen wie Nike haben dort hohe Produktionsanteile.
  • Indonesien: Keine Vergeltungsmaßnahmen. Die USA sind wichtiger Markt für Textilien, Palmöl und Schuhe.
  • Taiwan: Verzichtet auf Gegenmaßnahmen – aus wirtschaftlichen Gründen und wegen der sicherheitspolitischen Abhängigkeit von den USA.

Europa reagiert vorsichtig

  • Die EU-Handelsminister beraten über mögliche Reaktionen.
  • EU-Industriekommissar Séjourné fordert eine „verhältnismäßige“ Antwort.
  • Ziel sei es, Eskalationen zu vermeiden – etwa durch Ausnahmen für Produkte wie Bourbon.

Wissenswertes dazu:


Denn wer behauptet, Trump hätte mit seinen Vorwürfen gegen Europa und seine Zollpolitik keinen Punkt, kennt die Fakten nicht. Autoimporte aus den USA beispielsweise werden mit höheren Zöllen belegt, als umgekehrt die Autos der Europäer in den USA.
The Pioneer

Die Aufregung über Trumps Zollpolitik wächst erneut – viele warnen gar vor dem „Ende des Westens“. Doch statt in Panik zu verfallen, sollte Europa die Kritik als Impuls für ein Umdenken in den transatlantischen Beziehungen begreifen. Denn Trump hat in Teilen recht: Zum Beispiel werden US-Autoimporte in Europa höher besteuert als europäische in den USA.

Vor diesem Hintergrund schlug Elon Musk – bei einem Auftritt in Italien – eine transatlantische Freihandelszone ohne Zollmauern vor. Eine solche Lösung könnte als strategisches Ziel hinter Trumps Drohgebärden stehen: Wer den Zollkrieg verhindern will, muss ihn glaubhaft vorbereiten. Sollte es am Ende zu einem zollfreien Binnenmarkt zwischen Europa und den USA kommen, hätten sich die Spannungen womöglich gelohnt.

„Trump, der Zollkrieger? Europa ist die wahre Handelsfestung“

WELT-Bericht vom 17.10.2019

Trotz großer Empörung über neue US-Strafzölle zeigt eine genauere Analyse: Die Europäische Union ist protektionistischer als die USA. Während rund 50 % der EU-Waren zollfrei in die USA gelangen, sind es umgekehrt nur 25 %. Auch durchschnittlich erhebt die EU höhere Zölle – etwa 5,2 % auf US-Produkte, verglichen mit 3,5 % auf EU-Waren in den USA. Besonders deutlich wird das bei Autos: 10 % EU-Zoll auf US-Fahrzeuge, nur 2,5 % in die andere Richtung.

Die aktuellen US-Zölle – etwa auf Käse, Wein und Werkzeuge – sind durch die WTO genehmigt, als Reaktion auf illegale EU-Subventionen für Airbus. Auch Trumps Handelsdefizit-Politik („America First“) zeigt bisher kaum Wirkung – das Defizit bleibt hoch.

Der Internationale Währungsfonds warnte bereits 2019: Die Handelskonflikte, insbesondere zwischen den USA und China, könnten die Weltwirtschaft um bis zu 700 Milliarden Dollar schwächen – so viel wie die gesamte Wirtschaftskraft der Schweiz.

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